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Warum vergleiche ich mich?

  • Autorenbild: Hong Le
    Hong Le
  • 12. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Vielleicht kennst du dieses Gefühl:


Du beobachtest, wie jemand in deinem Umfeld einen großen Erfolg feiert – sei es ein beruflicher Aufstieg, ein sportlicher Triumph oder eine kreative Leistung. Und obwohl du dich eigentlich freuen möchtest, spürst du innerlich ein unangenehmes Gefühl.


Statt purer Freude melden sich Neidgefühle, Selbstzweifel oder das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Du beginnst, dich zu vergleichen – und verlierst dabei leicht die Verbindung zu dir selbst.


Dieses Erleben ist menschlich – und psychologisch erklärbar.


Laut der Theorie des sozialen Vergleichs von Leon Festinger (1954) bewerten wir unser Selbstbild häufig im Abgleich mit anderen. Besonders wenn wir uns mit Menschen vergleichen, die in bestimmten Lebensbereichen vermeintlich erfolgreicher sind, kann dies unser Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Dieses Vergleichen läuft meist unbewusst ab und orientiert sich an äußeren Maßstäben, die unsere inneren Prozesse und Herausforderungen oft nicht berücksichtigen.


Warum sind andere Menschen nach außen selbstbewusst?

Viele Menschen zeigen sich nach außen hin souverän und selbstbewusst. Doch im Inneren sieht es oft anders aus: Dort tobt ein stiller Kampf mit Selbstzweifeln, dem inneren Kritiker und unerfüllten Bedürfnissen. Das Gefühl „nicht genug“ zu sein, begleitet viele – insbesondere dann, wenn die Verbindung zu sich selbst geschwächt ist.


Der innere Kritiker, wie er in der Psychologie bezeichnet wird (vgl. Gilbert, 2009), ist ein Teil unseres Selbst, der uns ständig bewertet, kritisiert und vergleicht.

Häufig ist er lauter, wenn wir ohnehin emotional verletzlich sind – etwa in stressreichen Zeiten oder wenn unsere Grundbedürfnisse nach Anerkennung, Zugehörigkeit und Selbstwirksamkeit nicht erfüllt sind (Grawe, 2004).


Wie kannst du deinen Selbstzweifeln umgehen?

  1. Innehalten und anerkennen, was du fühlst

    Emotionale Achtsamkeit (vgl. Neff, 2011) hilft dir, deine Gefühle nicht zu verdrängen, sondern wahrzunehmen. Frage dich:


    • Wie fühle ich mich gerade – jenseits von Bewertungen?

    • Welche Situation erinnert mich an dieses Gefühl?

    • Welches unerfüllte Bedürfnis steckt möglicherweise dahinter?


  2. Selbstmitgefühl statt Selbstverurteilung

    Die Forschung von Dr. Kristin Neff zeigt: Menschen, die lernen, mit sich selbst mitfühlend umzugehen, haben ein stabileres Selbstwertgefühl und sind weniger anfällig für destruktive Vergleiche. Übe, dir selbst mit der gleichen Freundlichkeit zu begegnen, die du anderen gegenüber zeigst.


  3. Den Fokus bewusst lenken

    Anstatt dich im Außen zu verlieren, richte den Blick zurück zu dir. Was hast du bereits gemeistert? Welche Fähigkeiten machen dich aus? Selbst kleinste Erfolge sind Ausdruck deiner Entwicklung. Notiere sie regelmäßig – z. B. in einem Erfolgs- oder Dankbarkeitstagebuch (Emmons & McCullough, 2003).


  4. Stärke deine Selbstverbindung durch tägliche Rituale

    Selbstfürsorge muss kein stundenlanges Programm sein. Schon wenige Minuten bewusste Zeit mit dir selbst – sei es durch Atemübungen, Spaziergänge oder achtsames Schreiben – können dir helfen, dich wieder zu spüren.


  5. Verändere deine Perspektive

    Dein Selbstwert ist unabhängig von der Leistung anderer. Er basiert nicht auf äußeren Erfolgen, sondern auf deinem inneren Wachstum, deiner Einzigartigkeit und deinem Menschsein.


Fazit: Du bist nicht allein – und du bist genug

Wenn du dich in diesen Zeilen wiedererkennst, ist das ein Zeichen deiner inneren Wahrnehmungsfähigkeit. Es zeigt, dass du fühlst, reflektierst und wachsen möchtest. Erlaube dir, deine Gefühle ernst zu nehmen. Sei achtsam mit dir. Stärke beginnt nicht im Vergleich, sondern im Verständnis für dich selbst.

Wenn du die Art, wie du die Dinge betrachtest, veränderst, verändern sich die Dinge, die du betrachtest.“ - Wayne Dyer

Quellen

  • Festinger, L. (1954). A Theory of Social Comparison Processes. Human Relations.

  • Neff, K. (2011). Self-Compassion: The Proven Power of Being Kind to Yourself.

  • Gilbert, P. (2009). The Compassionate Mind.

  • Grawe, K. (2004). Neuropsychotherapie.

  • Emmons, R. A., & McCullough, M. E. (2003). Counting blessings versus burdens: An experimental investigation of gratitude and subjective well-being in daily life. Journal of Personality and Social Psychology.

 
 
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