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Schön scheitern – Warum der Umweg manchmal der bessere Weg ist

  • Autorenbild: Hong Le
    Hong Le
  • 7. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Scheitern ist wie ein Date mit deinem inneren Kritiker: unangenehm, lehrreich – und selten der letzte Akt.


Gerade in den Städten, wo zwischen Coffee-to-go und Coworking-Space alle scheinbar ständig auf der Überholspur leben, wirkt das eigene Scheitern wie ein peinlicher Zwischenfall.


Doch was wäre, wenn wir das Wort „Scheitern“ umdeuten – von Endstation zu Erfahrungsreise? Und was, wenn genau da der Raum für echten Mut und echte Selbstreflexion liegt?


Von Kuhmist zu Gleislärm – mein persönlicher Crashkurs in „falsch fühlen“


Als ich aus meinem beschaulichen Dorf – mit Pferdewiehern am Morgen und dem feinen Duft von Kuhmist in der Luft – nach Stuttgart gezogen bin, dachte ich: Jetzt geht's los!


Neue Stadt, neuer Job, neues Leben. Tja, das Leben dachte sich was anderes.


Ich wohnte direkt neben einer vielbefahrenen Bundesbahnstrecke, die mein Schlafzimmer regelmäßig vibrieren ließ, als würden ICEs durch mein Hirn rasen.


Mein Job? Technisch okay. Menschlich… meh.

Und ich? Ich fühlte mich wie eine Pferdenärrin auf der Start-up-Rennbahn – nur mit Gummistiefeln statt High Heels.


Es dauerte nicht lange, bis ich mich fragte: „War das wirklich der richtige Schritt?“ Ich fühlte mich verloren – trotz Stadtplan, App und WLAN.


Aber: Dieses Gefühl war der Anfang von etwas anderem. Ich lernte, mich neu zu orientieren. Und zu akzeptieren, dass man scheitern darf, bevor man ankommt.


Scheitern ist normal. Nur reden wir nicht gern darüber.


Mut bedeutet nicht, immer zu gewinnen – sondern weiterzugehen, obwohl man verloren hat. Und Selbstreflexion hilft dabei, aus dem Hinfallen keine Identitätskrise zu machen.


Eine Studie der Universität Leipzig (2023) zeigt, dass junge Erwachsene in urbanen Lebensräumen deutlich häufiger unter sogenannter „Leistungsparalyse“ leiden – der Angst zu versagen, bevor sie überhaupt anfangen.

Doch: Wer lernt, Fehler als Teil des Prozesses zu akzeptieren, zeigt laut der Studie langfristig höhere Resilienz und berufliche Flexibilität.


Auch die Universität Bielefeld (2022) fand heraus, dass regelmäßige Selbstreflexion – zum Beispiel durch Journaling oder bewusstes Innehalten – das emotionale Wohlbefinden stärkt und die Toleranz gegenüber Rückschlägen erhöht.


Und eine dritte Studie, vom Zentrum für Klinische Psychologie in Freiburg (2023), belegt, dass der offene Austausch über eigene „Fails“ – sei es mit Freund:innen oder in sozialen Netzwerken – das Gefühl von sozialer Zugehörigkeit fördert und so Scham reduziert.


Kurz: Reden hilft. Schreiben auch. Und stolpern sowieso.


5 einfache Schritte für deinen Alltag


Hier sind ein paar Mini-Tools für dein Großstadtleben – alltagstauglich, unpeinlich, hilfreich:


1. Scheiter-Zeit statt Bildschirm-Zeit

Nimm dir einmal pro Woche 15 Minuten und schreib auf: Was ist diese Woche nicht so gelaufen wie geplant? Was habe ich daraus gelernt? Klingt nach Hausaufgabe, bringt aber echte Selbstreflexion.


2. Das Anti-Perfekt-Post-It

Kleb dir ein kleines „Unperfekt ist perfekt“-Post-it an deinen Spiegel oder Laptop. Klingt banal – wirkt Wunder.


3. Die Fail-Night mit Freunden

Warum nicht mal einen Abend lang nur über Dinge sprechen, die gründlich schiefgelaufen sind? Peinliche Dates, vergeigte Bewerbungen, Nudeln ohne Wasser gekocht – alles erlaubt.


4. Die Mutliste

Schreib dir einmal im Monat drei Dinge auf, bei denen du dich getraut hast, obwohl du unsicher warst. Auch wenn’s nicht gut ausging. Mut ist, trotzdem zu machen.


5. Digitaler Detox für deine Ansprüche

Entrümple deinen Insta-Feed. Folge Menschen, die nicht nur Latte-Art posten, sondern auch ehrlich über Rückschläge sprechen. Es gibt sie. Wirklich.


Schlussgedanke: Schön scheitern ist kein Trend – es ist eine Haltung

In einer Welt, die dich auf Likes, Output und Effizienz reduziert, ist Scheitern fast schon ein Akt der Rebellion. Und Rebellion braucht Mut.


Wer scheitert, lebt. Wer weitermacht, wächst. Und wer darüber spricht, inspiriert.


Also: Lass uns stolpern. Und dabei schön scheitern.


Quellen:

  • Universität Leipzig (2023): Psychologische Anpassungsprozesse bei urbanen Berufsanfänger:innen

  • Universität Bielefeld (2022): Selbstreflexion und emotionale Resilienz im digitalen Zeitalter

  • Zentrum für Klinische Psychologie Freiburg (2023): Soziale Zugehörigkeit durch Failing Forward – Eine qualitative Studie

 
 
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